Darmkrebs Vorsorge heißt Fürsorge

Ein Arzt spricht über die Prävention bei Darmkrebs

"Je früher das Krebsstadium erkannt wird, umso größer sind die Therapiechancen"

Seit mehr als 20 Jahren ist  Priv. Doz. Dr. med. Dirk Weyhe im Bereich der Allgemein- und Viszeralchirurgie tätig und heute ein Experte auf dem Gebiet der Darmkrebserkrankung im Pius-Hospital Oldenburg. Er kennt die Folgen dieser Diagnose und weiß als Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Darmkrebszentren (ADDZ), wie wichtig die Vorsorge ist. Im Interview erklärt er, warum.

Sie sind als Viszeralchirurg im engen Kontakt mit Patienten. Was bedeutet die Diagnose Darmkrebs für Betroffene?

Die Diagnose löst oft einen Schock aus. Dem Patienten zieht es erst einmal den Boden unter den Füßen weg. Doch so hart die Erkrankung im ersten Moment auch sein mag und die Behandlung auch für den Patienten anstrengend ist: Darmkrebs ist heute in vielen Fällen oft heilbar. Wir haben in der Medizin in den vergangenen Jahren im Bereich der Dickdarm- und Enddarmchirurgie große Fortschritte gemacht – gerade  bei Tumorerkrankungen.

Inwieweit spielt die Vorsorge eine Rolle?

Wie bei vielen anderen Krebsarten gilt auch hier: Je früher das Krebsstadium erkannt wird, umso größer sind die Therapiechancen. 95 Prozent des Darmkrebses entstehen durch Darmpolypen. Diese wuchern pilzähnlich in den Darmraum. Meist sind es gutartige Adenome. Aber in einigen Fällen entarten Darmpolypen zu Darmkrebs. Präventive Untersuchungen sind deshalb nicht nur sinnvoll, sondern bedeuten häufig auch Vorbeugung der Krebsentstehung.

Können Sie erläutern, wie die Vorsorgeuntersuchung abläuft?

Es gibt zwei Arten der Endoskopie. Zum einen gibt es die Kapselendoskopie, gut einsetzbar bei unklaren Blutungen und in der Dünndarmdiagnostik.

Zum anderen gibt es zur  Dickdarm-Vorsorge  eine Koloskopie (Darmspiegelung). Die notwendige Darmspülung ist für den Patienten heute weniger belastend und umfangreich. Das literweise Trinken im Vorfeld der Untersuchung fällt nicht mehr ganz so drastisch aus. Zudem merkt man die Endoskopie kaum. Dafür sorgt eine leichte Sedierung, die den Patienten in einen Dämmerzustand versetzt. Der Vorteil bei der Koloskopie: Sobald wir einen Polypen, also eine Wucherung, finden, können wir ihn sofort entfernen und pathologisch bestimmen.

Wo kann sich der Patient informieren, um erste Informationen zur Vorsorgeuntersuchung zu bekommen und eine eventuelle Schwellenangst zu der Untersuchung abmildern zu können?

Ein erstes Informationsgespräch mit dem Arzt würde Grundzweifel beseitigen. Viele Ärzte haben ein großes Interesse daran, die Darmkrebsvorsorge weiter zu etablieren. Denn Vorsorge heißt Fürsorge und kann Leben retten.

Die Deutsche Krebshilfe gibt zum Thema Darmkrebs und Vorsorge ebenfalls Auskunft. Unter www.krebshilfe.de gibt es mehr Informationen.

Wer bereits die Diagnose Darmkrebs gestellt bekommen hat, kann sich unter www.ilco.de, dem digitalen Portal für die Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs sowie deren Angehörige, weiter Informieren. Dort werden auch die Behandlungsleitlinien und sozialrechtliche Fragen aufgeführt.

Doch am Anfang steht immer ein Beratungsgespräch mit dem behandelnden Arzt. Dort können wichtige Fragen schnell und vor allem faktisch richtig geklärt werden – individuell auf den Patienten abgestimmt.