13.07.2015
Das Wochenende des Maxdorf Triathlons ist immer eines meiner saisonalen Highlights: Nicht nur auf Grund des schönen Wettkampfs – bedeutet es doch für mich „alte“ und liebgewonnene Freunde aus dieser Gegend wieder zu sehen.
Freitags die Anreise bei Eric und Karin direkt zur Pastaparty mit Karins unheimlich leckerer Bolognese: Denn diese Bolo gilt als ein Garant für Bestzeiten. Zusammen mit Bernd und Anja feierten wir fünf förmlich eine feucht-fröhliche Pasta / Kartoffel – Bolognese- Party mit unheimlich viel „Iso-Ouzo“ der dafür sorgte, dass wir alle in einen tiefen bis komatösen Schlaf vielen. Samstags wurde dann erst einmal ausgeschlafen und ausgiebig gefrühstückt. Danach ging es dann zum Stall wo ich den beiden beim Abäppel der Koppel half. Wir lachten und spassten zu Aussagen wie: „ und? Eure Wettkampfvorbeitung? – Iso-Ouzo-Intermezzo statt isotonische Getränken und die letzte kurze Einheit vor dem Wettkampf ?!“ . In den frühen Abendstunden ging es dann zum Wettkampfgelände nach Maxdorf um unsere Startunterlagen abzuholen und noch ein großes Stück Kuchen zu essen, welcher von den Damen des TSG Maxdorf selbstgebacken zum Verkauf angeboten wurden.
Zurück bei Eric und Karin hieß es dann alles vorzubereiten für den Wettkampf am Sonntag: Auswahl der Wettkampfkleidung, Einpacken von Neoprenanzug, Schwimmbrille und Badekappe des Veranstalters, das Rennrad und Radhelm mit der Startnummer bekleben, Radschuhe und Laufschuhe einpacken, Gels und Riegel für den Wettkampf auswählen und und und und… am Ende alles noch ins Auto verfrachten und den Abend mit der restlichen Bolognese und EINEM! Iso-Ouzo (traditionell trinken Eric und ich immer einen Iso-Ouzo am Tag vor dem Wettkampf wenn wir zusammen starten – zur Garantie der Bestzeit ;-).
Sonntagmorgen um 6:00 Uhr klingelte dann der Wecker. Ich machte ihn aus und lies mich nochmals zurück ins Bett fallen. Noch 5 Minuten, nochmals kurz die Augen schießen und lasse meinen Gedanken die Möglichkeit sich zu sortieren und mich auf den Tag vorzubereiten…
- Schritt: Diabetesmanagement: Setwechseln und Fixieren mit Fixomull, Kalibieren des Sensors, Abkleben des Transmitters mit Kinesiotape, Bolusgabe für das bevorstehende Frühstück (damit so wenig wie möglich Insulin noch wirksam ist wenn der Wettkampf startet).
- Schritt: Eincremen. Der Wetterbericht progostizierte 35°C, Sonne satt, trocken und gegen Abend lokale Gewitter möglich.
- Schritt: Frühstück. Eric hatte das Frühstück schon vorbereitet. Es ist lustig wie unterschiedlich wir frühstücken: Während ich auf Dinkelbrötchen mit Quark und Marmelade sowie Müsli mit Quinoa und Amaranth schwöre, frühstückt Eric 2 Eier und Dinkelbrötchen mit einem dicken Belag Schinken und Käse. Aber wir beide können nicht ohne Kaffee 😉
- Schritt: Abfahrt und los.
Um 7 Uhr sind wir an der Wechselzone 2 in Maxdorf (Wechsel Rad – Laufen) wo wir unsere Laufschuhe und fürs Laufen benötigten Utensilien ablegen (Gels, Capi, Schuhlöffel und ein Beutel mit Duschutensilien für nach dem Rennen). Dann geht es von der Wechselzone 2 und Ziel mit dem Rad und Schwimmsachen weiter zum Weiher nach Lambsheim. Dort werden unsere Bikes gecheckt und wir richten unsere Wechselzone 1 ein (Wechsel Schwimmen – Rad). Eine Stunde vor dem Start stelle ich meine Basalrate auf „Wettkampf“ ein. Da ich noch nicht viel Erfahrung habe, wie es ist kontinuierlich mit Insulin versorgt zu sein (also auch während des Schwimmens die Pumpe tragen zu können) wähle ich die Basalrate die ich fürs Laufen benötige: weniger ist mehr. Es ist noch etwas Zeit bis zur Wettkampfbesprechung (wo wir alle wichtigen Informationen erhalten). Da es in letzter Zeit doch sehr warm war, ist es immer noch nicht sicher, ob wir mit Neoprenanzügen schwimmen dürfen oder nicht. Ein Neo-verbot würde mich vor eine neue Herausforderung stellen: Wie fixiere ich den Transmitter so dass er sich während der 2 km Schwimmen nicht vom Arm ablöst? Wie verstau ich meine Pumpe am Körper, ohne dass sie verrutscht und ohne das im anfänglichen Getümmel des Starts keiner meiner Mitstreiter mir das Set im Eifer des Gefechts zieht?
Die dann im Wettkampf zu testenden Lösungsansätze wären gewesen: einen Armling anziehen um den Transmitter zu fixieren und die Pumpe entweder am Rad lassen (also ablegen) was die sicherste Möglichkeit wäre oder aber in einer der kleinen Taschen meines Zweiteilers verstauen, das Kabel mit der Hose fixieren und hoffen das alles hält. Hätte man ja im Training ja mal testen können…
Nun, schön wenn man sich darüber mal Gedanken macht . Die Wassertemperatur betrug erlösende 22,7°C und lag somit 2°C unter der Neoprenverbotsmarke: Neoprenanzüge waren also erlaubt.
Um 9 Uhr fiel dann endlich der Startschuss zum 12. Maxdorfer Triathlon. Gefühlt lief das Schwimmen prima. Beim Schwimmausstieg jedoch enttäuschte mich die Zeit von 37:12 Minuten. Ich hätte mehr erwartet. Nun denn, weiter in die Wechselzone. Raus aus dem Neo, Socken an, Radschuhe an, Neo in dem Schwimmbeutel verstauen, Helm an, Startnummer anlegen, Brille auf und los…. Innerlich hielt ich jedoch kurz inne… hatte ich alles? Das war so schnell – irgendwas fehlt… dann musste ich schmunzeln: Na klar! Keine Pumpe anlegen und verstauen, Sensorsuche oder all den Kladeradatsch den es sonst zu erledigen gab… Somit erfuhr das erste Mal, wie es für alle anderen Athleten ohne Diabetes war- vom Schwimmen auf`s Rad zu wechseln: einfach nur Wechseln! GEIL!
Die 85 km Radstrecke von Maxdorf ist nicht ohne. Sie startet zunächst sehr freundlich in der Ebene, jedoch mit Kurs auf die Pfälzer Berge der deutschen Weinstraße: von Kallstadt aus geht es dann zunächst 11% Steigung rauf nach Leihstadt und von dort aus direkt rauf rauf rauf zur berühmt-berüchtigten „Lindemanns Ruhe“. Dort angekommen folgt eine laaaaaange laaange Abfahrt auf einer kleinen Straße mit herrlichen Kurven und Kehren und erst viele viele Kilometer später beginnt der allmähliche Aufstieg über mehrere Rampen rauf nach Leihstadt. Von dort auf geht es ein zweites Mal hinauf zur Lindesmanns Ruhe und die ganze Runde wird erneut gefahren. Wieder bis Leihstadt – jedoch darf man dann abbiegen die 11%ige Steigung hinunter nach Kallstadt und von dort aus in der Ebene nach Maxdorf zur Wechselzone 2.
Da mir die Pumpe nach dem Schwimmen einen starken Trend nach unten anzeigte aß ich schnelle 2-3 KEs und beließ die Basalrate auf dem eingestellten niedrigen Level. Ein Fehler. Die basale Versorgung war zu gering. Die KEs und das „zu wenig“ an Insulin ließen die Glukosewerte ansteigen. Ich verzichtete zunächst auf eine Korrektur, da a) ich während des Sports extrem Insulinsensibel reagiere und b) die Lindemanns Ruhe vor mir lag, welche – so vermutete ich – mir die Glucose schon in die Zellen ziehen würde.
Dem war nicht so. Oben auf der Lindemanns Ruhe griff ich am Versorgungsstand eine halbe Banane ab und Wasser was zu einem weiteren Anstieg der Glukosewerte führte. Es folgte die erste zaghafte Korrektur. Auffällig war auch, dass ich keinen richtigen Druck aufs Pedal bekam. Die Beine wollten nicht so richtig, sie waren schwer und es fühlte sich unrund an. Ich checkte häufiger das Display der 640G und sah keine Reaktion der Glukosewerte auf die Korrektur. Also erneut eine leichte Korrektur. Inzwischen lag die Lindemanns Ruhe ein weiteres Mal vor mir und ich baute darauf, dass dieses Mal der Zucker in die Zellen gelangte. Oben angekommen… wieder nichts. Also holte ich die Keule raus und korrigierte härter, erhöhte gleichzeitig die Basalrate und kurbelte kräftig weiter so gut die Beine konnten. Irgendwann spürte ich wie die Beine Lust bekamen zu arbeiten. Der Tritt wurde runder, es kam Wind in meine Segel und mehr Druck auf die Pedale… Ich checkte die 640 G und sah wie die Sensorwerte mir den Trend nach unten anzeigten. Endlich. Ich schaffte es meine – für mich vorgenommenen Ziele fürs Rad zu erreichen: die Radstrecke unter 3 Stunden zu beenden und mich von Eric und Bernd (die in der zweiten Startwelle 15 min nach mir gestartet waren) auf den Rad nicht kassieren zu lassen.
Also doch! All die Zeit hatte ich keine Probleme mit zu hohen Zuckerwerten und Leistungseinbusen. Dies schien sich irgendwie geändert zu haben. Nun ja – Öfter mal was Neues, das wird weiter beobachtet!
Der Wechsel von Rad aufs laufen erfolgte in einer für mich super Zeit von 1:38 Min! Endlich Laufen. Darauf hatte ich mich schon den ganzen Wettkampf gefreut. Es galt 2 Runden a 10 km zu laufen. 5 km hin und 5 km zurück, teilweise im Schatten durch den Wald, überwiegend aber in der prallen Sonne über und entlang der Autobahn auf der einen Seite und Feld und Wiesenstücke auf der anderen Seite, teilweise durch kleine Ortschaften oder auf breiten Landstraßen die die Hitze schön reflektierten. Von allem etwas dabei. Die Helfer versorgten uns 1a mit durch die Hitze warm gewordener Cola, Eistee, Wasser und Schwämmen mit Wasser. Zuschauer, die ihre Gartenstühle in ihren Vorgärten aufgestellt hatten, ließen ihre Rasensprenger laufen oder hielten ihre Gartenschläuche auf die Straße um uns die Möglichkeit einer Erfrischung zu geben. Es war ganz schön was los an der Strecke.
Ich hatte mir für die 20 km 4 Gels mitgenommen. Die ich in regelmäßigen Abständen von ca 4-5 km einnahm. An den Versorgungsstellen nahm ich Cola und Wasser. Die Cola in den Mund – das Wasser über den Kopf. Auf den letzten Km der Radstrecke hatte ich die Basalrate bereits wieder auf die „Lauf-Basalrate“ geändert. Durch das noch durch dir Korrektur wirkende Insulin schien sowohl die Cola als auch das Gel kaum einen Effekt auf den Glukoseverlauf zu haben. Es verpuffte förmlich.
Das Schöne an Wendepunktstrecken ist, man sieht, wer alles hinter einem liegt sobald man den ersten Wendepunkt erreicht hat. Bei der ersten Runde sah ich zuerst Bernd einen knappen Kilometer hinter mir. Eric folgte keine 300 m hinter Bernd und weitere 2 Km später kam mir Björn entgegen. Björn war somit außen vor. Die 4 Km auf mich würde er nimmer reinlaufen. Eric ein guter Läufer – würde mich chashen! Soviel war klar- die Frage war nur wann. Bernd konnte ich nicht einschätzen wie gut es bei ihm lief… Es ist nicht so dass wir verbissene Gegner sind. Viel mehr Freunde – die sich gegenseitig motivieren. Ich motivierte die Jungs dadurch mich mit meinem 15 min Vorsprung zu jagen- und mich motivieren die Jungs dahingehend – es ihnen so schwer wie möglich zu machen.
Eric überholte mich nach 16 km. Bernd und Björn kamen nach mir ins Ziel Mein Diabetes spielte bei der letzten Disziplin endlich auch wieder mit und so kamen wir nach 5:31:11 mit einer neuen Bestzeit auf dieser Strecke ins Ziel (ich sag`s ja Karin`s Bolognese und Iso-Ouzo 😉 ).
An dieser Stelle möchte ich Andi und Anja danken, die beide über Stunden am Streckenrand in der Hitze gestanden haben und von A nach B nach C über Umwege auf (un)bekannten Straßen gefahren sind, um uns immer nur für ein paar Sekunden an ihnen vorbei huschen zu sehen und uns zu jubeln und sich herzallerliebst all die Zeit um meine Minka gekümmert haben. Ebenfalls Karin und Eric gilt mein Dank für die leckere Bolo, den Iso-Ouzo und Aufnahme in ihrem Haus. Der ganzen Truppe gilt mein Dank für die tollen gemeinsamen Stunden und sagenhafte und schöne Wochenende in der Pfalz!