ÜBER DIE MECHANISCHE THROMBEKTOMIE MIT STENT-RETRIEVERN BEIM AKUTEN ISCHÄMISCHEN SCHLAGANFALL

Die mechanische Thrombektomie mit Stent-Retrievern in Verbindung mit der systemischen intravenösen Thombolyse ist die empfohlene Standard-Therapie für Patienten mit akutem ischämischem Schlaganfall (AIS), der häufigsten Form des Schlaganfalls.1 Der ischämische Schlaganfall tritt auf, wenn Blutgefäße, die Sauerstoff und Nährstoffe zum Gehirn transportieren, durch ein Gerinnsel blockiert sind. Dadurch sterben Gehirnzellen ab.

Thrombektomie — eine Standard-Therapie

Die Leitlinien empfehlen die endovaskuläre Behandlung mit Stent-Retrievern nach erfolgter Behandlung mit IV t-PA bei selektierten Patienten.1,15

Insbesondere große Gefäßverschlüsse (LVO) sprechen schlecht auf die Behandlung mit IV t-PA an.2-3

  • Häufig auftretende große Gefäßverschlüsse (LVO):
    • 35-40 % aller Fälle von AIS. 4-6
  • Schwerwiegende große Gefäßverschlüsse (LVO):
    • 4,5-facher Anstieg der Mortalität5
    • 3-facher Rückgang der funktionellen Unabhängigkeit nach 3 Monaten (mRS 0-2)8

Ein AIS-Patient verliert 2 Millionen Neuronen/min im betroffenen Bereich des Gehirns7. Wenn das Blutgefäß schnell rekanalisiert wird, kann die ischämische Penumbra jedoch gerettet werden.8

Eine erfolgreiche Rekanalisation ist verbunden mit:

  • einem 4-5-fachen Anstieg der Wahrscheinlichkeit für ein gutes funktionelles Ergebnis8
  • einem 4-5-fachen Rückgang der Wahrscheinlichkeit für Mortalität8

Behandlungsoptionen bei AIS9

  • Medizinische Behandlung mit systematischer intravenösen Thrombolyse (IV t-PA). IV t-PA ist das Arzneimittel, das konventionell bei ischämischen Schlaganfallpatienten zur Auflösung von Gerinnseln verwendet wird. Gemäß den Angaben zur Verwendung von IV t-PA muss die Behandlung der Patienten innerhalb des Zeitfensters von 0-4,5 Stunden nach Auftreten der Symptome erfolgen. Es gibt noch weitere Kontraindikationen in Verbindung mit der Verwendung dieses Arzneimittels.
  • Mechanische Thrombektomie mit einem Stent-Retriever. Wenn große Blutgefäße im Gehirn durch Gerinnsel blockiert sind, kann man sie häufig nicht mit Medikamenten auflösen. Die sogenannte Thrombolyse kommt hier an ihre Grenzen.  Bei diesem evidenz-basiertes Therapieverfahren wird endovaskulär ein System, das als Stent-Retriever bezeichnet wird, verwendet, um intrakranielle Blutgerinnsel mechanisch zu entfernen und den Blutfluss wiederherzustellen. Diese sogenannte Katheterintervention ist gemäß den Leitlinien in Kombination mit IV t-PA die Standard-Therapie beim akuten ischämischen Schlaganfall. Patienten, bei denen eine Behandlung mit IV t-PA nicht erfolgreich ist bzw. die nicht für eine Behandlung mit IV t-PA in Frage kommen, eignen sich möglicherweise für eine mechanische Thrombektomie innerhalb von 24 Stunden nach Auftreten der Symptome.

Thrombektomie-Verfahren

  1. Der Arzt legt über eine Schleuse in der Leistengegend einen Führungs- und Mikrokatheter in das verschlossene Blutgefäß im Gehirn.
  2. Ein Stent-Retriever, wie beispielsweise Solitaire™, wird innerhalb des Mikrokatheters navigiert und am Blutgerinnsel platziert.
  3. Nach der Entfaltung des Stents ist das Gerinnsel innerhalb des Geräts eingebettet. Sobald das Gerinnsel innerhalb des Stent-Retrievers eingefangen ist, kann es unter Aspiration sicher aus dem Körper entfernt werden.

Solitaire Thrombektomie-System im Einsatz - (02:47)

Sehen Sie im Video, wie das Solitaire Thrombektomie-System funktioniert.
Weitere Informationen finden Sie hier Less information (see less)

Zur erfolgreichen Schlaganfallbehandlung ist eine gute Vorbereitung nötig

Eine gute prästationäre Beurteilung und ein gutes Routing-System sind von entscheidender Bedeutung, um die Behandlungsergebnisse für die Patienten zu verbessern. Dazu gehören:

  • Erkennen — Protokolle sollten Methoden zur Erkennung von Schlaganfällen, Behandlungsrichtlinien, Entscheidungshilfen im Hinblick auf den Transport und die Vorgehensweise zur Alarmierung des Krankenhauses enthalten.
  • Beurteilen — Verwenden Sie umgehend eine gültige Schlaganfall-Skala, um Schlaganfallpatienten zu erkennen, die Behandlungsstation zu informieren und eine Entscheidungen im Hinblick auf den Transport zu treffen. Häufig verwendete Tools:
  • Wissen, wohin der Patiententransport geht — Rettungsdienste müssen wissen, in welchen Schlaganfallzentren ihres Gebiets eine Behandlung mit IV t-PA und ein mechanische Thrombektomie mit einem Stent-Retriever durchgeführt werden können. Die Anweisungen der Notärzte sind für die prästationären Reaktionen auf den Schlaganfall von entscheidender Bedeutung.
  • Benachrichtigen — Die frühzeitige Benachrichtigung des Krankenhauses, in das der Patient eingeliefert wird, spart nicht nur Zeit sondern rettet auch Gehirnzellen, die sonst mit der Zeit absterben können.14

Quellen

1

Deutsche Gesellschaft für Neurologie - Leitlinien: Akuttherapie des ischämischen Schlaganfalls - Rekanalisierende Therapie (Ergänzung 2015) - https://www.dgn.org/leitlinien/3198-030-140-rekanalisierende-therapie-ergaenzung-akuttherapie-schlaganfall 

2

Del Zoppo et al. Ann Neurol 1992.

3

Bhatia et al. Stroke. 2010; 41: 2254-2258.

4

Saqqur et al., Schlaganfall (Stroke, 2007. 38: 948-954.

5

Smith et al. Stroke. 2009. 40: 3834-3840.

6

Smith et al. Neurocritical Care. 2006. 4: 14-17.

7

Saver JL et al. Stroke. 2006; 37:263-266.

8

Rha et al. Stroke. 2007. Mar; 38(3): 967-73.

9

Powers et al. Stroke. 2015; 46:3020-3035.

10

Kothari RU, Pancioli A, Liu T, Brott T, Broderick J. „Cincinnati Prehospital Stroke Scale: reproducibility and validity.“ Ann Emerg Med 1999 Apr; 33(4):373-8.

11

Kidwell CS, Starkman S, Eckstein M, Weems K, Saver JL. „Identifying stroke in the field. Prospective validation of the Los Angeles prehospital stroke screen (LAPSS).” Stroke 2000 Jan; 31(1):71-6.

12

Llanes JN, Kidwell CS, Starkman S, Leary MC, Eckstein M, Saver JL. The Los Angeles Motor Scale (LAMS): a new measure to characterize stroke severity in the field. Prehospital emergency care: official journal of the National Association of EMS Physicians and the National Association of State EMS Directors. Jan-Mar 2004; 8(1):46-50.

13

Perez de la Ossa N, Carrera D, Gorchs M, et al. Design and validation of a prehospital stroke scale to predict large arterial occlusion: the rapid arterial occlusion evaluation scale. Stroke; a journal of cerebral circulation. Jan 2014; 45(1):87-91.

14

Maggiore, W. A. (2012). ‘Time is Brain’ in Prehospital Stroke Treatment. Journal of Emergency Medical Services, 1-9.

15

European recommendations on organisation of interventional care in acute stroke (EROICAS) - http://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/2396987316659033 

16

European recommendatons on organisation of interventional care in acute stroke (EROICAS) - http://journals.sagepub.com/doi/full/10.1177/2396987316659033