Video abspielen - Paneldiskussion HSK 2022 Medtronic

KI-gestützte Medizin-
technologie sollte Teil der Regelversorgung sein

Medieninformation

Berlin / Meerbusch, 24. Juni 2022 – Die Möglichkeiten der KI-gestützten Medizintechnologie für die Vorsorge von schwerwiegenden Erkrankungen haben sich in den letzten Jahren stetig verbessert -- dennoch werden sie im deutschen Gesundheitssystem bislang nur unzureichend eingesetzt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, technologische Methoden zur Früherkennung in die Regelversorgung aufzunehmen, wenn sie die Versorgungsergebnisse nachweislich verbessern und effizienter gestalten, um die Bevölkerung bestmöglich zu versorgen. Zu diesem eindeutigen Ergebnis kamen gestern die Teilnehmenden der Panel-Veranstaltung „Krebsvorsorge mit KI: Nutzen, Bereitschaft und Hürden“, die im Rahmen des Deutschen Ärzteforums unter dem Dach des diesjährigen Hauptstadtkongresses (HSK) in Berlin stattfand.

Dorothee Stamm, Director Government Affairs und Mitglied der Geschäftsführung der Medtronic GmbH, beleuchtete gemeinsam mit Prof. Dr. Mark Ellrichmann, Direktor der Abteilung für Interdisziplinäre Endoskopie sowie stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Innere Medizin 1 am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein/Campus Kiel, Oliver Merx, Patientenvertreter, Marek Rydzewski, Chief Digital Officer der BARMER, und Dr. Paula Piechotta, Mitglied des Deutschen Bundestags für Bündnis 90/Die Grünen, die unterschiedliche Perspektiven aus Medizin, Patient*innensicht, Politik und Krankenkassen zum Nutzen und zu den Herausforderungen innovativer KI-gestützter Vorsorge- und Therapiemethoden in der Regelversorgung.

Expert*innen befürworten die Aufnahme von KI-gestützte Medizintechnologie in die Regelversorgung

KI-gestützte Technologie sollte, wenn sie die Versorgungsergebnisse nachweislich verbessert und effizienter gestaltet, Teil der Regelversorgung sein, so lautete die einhellige Meinung der Panel-Teilnehmer*innen. Innovative Methoden wie Künstliche Intelligenz können Verfahren wie z.B. die Darmkrebsvorsorge für Behandler*innen und Patient*innen erleichtern und die Diagnoseergebnisse verbessern.
„Medtronic ist als weltweit führendes Gesundheitstechnologieunternehmen hoch innovativ. Wir tragen mit unseren Therapien erheblich zur Weiterentwicklung des Gesundheitssystems und einer besseren Patientenversorgung bei. Dafür brauchen wir bessere Rahmenbedingungen. Der Fokus bei medizintechnologischer Versorgung liegt häufig auf den Kosten. Das wird dem gesamtgesellschaftlichen Mehrwert unserer Technologien und Therapien nicht gerecht. Die KI-gestützte Endoskopie, mit der Darmkrebs bzw. Darmkrebsvorstufen zuverlässig erkannt werden können, ist eine der innovativen Methoden, die nicht für die Regelversorgung zugelassen sind. Sie kommt daher nicht allen Patient*innen gleichermaßen zugute“, erläuterte Dorothee Stamm.

Regelmäßige Vorsorge kann Darmkrebserkrankungen verhindern

Jedes Jahr erkranken rund 60.000 Menschen in Deutschland neu an Darmkrebs. Darmkrebs ist bei Männern die dritthäufigste, bei Frauen sogar die zweithäufigste Krebserkrankung und eine der häufigsten krebsbedingten Todesursachen in Deutschland. Früh erkannt, lässt sich Darmkrebs gut behandeln oder sogar ganz vermeiden. Deshalb empfiehlt sich die regelmäßige Wahrnehmung der gesetzlich finanzierten Vorsorgeuntersuchungen, wie z.B. der Darmspiegelung. Das Ziel einer Darmspiegelung ist es, möglichst alle Krebsvorstufen zu erkennen und zu entfernen, damit die Entwicklungskaskade von der auffälligen Schleimhautveränderung zum Krebs unterbrochen werden kann.

Künstliche Intelligenz bei Darmspiegelungen

Zunehmend wird Künstliche Intelligenz bei Darmspiegelungen eingesetzt. So hat z.B. das KI-gestützte GI GeniusTM Endoskopie-Modul anhand von 1,5 Millionen Einzelbildern gelernt, auffällige Schleimhautveränderungen, die zu Krebs führen könnten, in Millisekunden zu detektieren. Mit Hilfe eines Algorithmus gibt das System den behandelnden Ärztinnen und Ärzten einen Hinweis, damit sie die auffällige Gewebestelle während der Darmspiegelung auf Basis der eigenen Erfahrung genauer prüfen und über die nächsten Schritte entscheiden können.

Statements der Teilnehmenden der Panel-Veranstaltung    „Krebsvorsorge mit KI: Nutzen, Bereitschaft und Hürden“

Es gilt das gesprochene Wort.

Prof. Dr. Mark Ellrichmann, Direktor der Abteilung für Interdisziplinäre Endoskopie sowie stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Innere Medizin 1 am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein/Campus Kiel:
„Ich glaube, wir brauchen ganz klar künstliche Intelligenz bei der Darmspiegelung. 26 Prozent der Krebsvorstufen werden übersehen, davon sind 9 Prozent fortgeschrittene Krebsvorstufen. Der Hauptfaktor für diese Fehlerrate ist der Mensch. Durch den Einsatz eines KI-gestützten Endoskopiesystems werden während einer Darmspiegelung 15 Prozent mehr auffällige Gewebeveränderungen erkannt, als ohne Zuhilfenahme eines solchen Systems.“

„Die KI-gestützte Darmkrebsvorsorge verbessert die Behandlungsqualität, reduziert dadurch das Risiko von Intervallkarzinomen und reduziert in Folge die Morbidität und Mortalität unserer Patientinnen und Patienten. Unser Problem ist: Bislang wird sie nicht finanziert. Als Universitätsklinikum treten wir hier in Vorleistung.“

„Ich glaube, dass wir in der KI-gestützten Darmkrebsvorsorge schon jetzt volkswirtschaftlich effizient sind: Wenn wir mehr Krebsvorstufen detektieren, haben wir eine signifikant geringere Rate an schweren Krebsstufen.“

Oliver Merx, Patientenvertreter, zeigte sich überzeugt, dass KI in seinem persönlichen Fall wertvolle Hilfe hätte leisten können. Sein Pankreaskrebs blieb lange unentdeckt. Er sah den Nutzen von KI für Patient*innen in einer besseren Früherkennung von Erkrankungen sowie im Echtzeit-Monitoring:
„Als Diabetiker halte ich KI für ein gutes Instrument. Ich profitiere davon, dass das System zur kontinuierlichen Glukosemessung meine Daten analysiert und Muster erkennt. Geben und Nehmen ist dabei ein wichtiger Punkt: Ich trage mit meinen Daten dazu bei, die Künstliche Intelligenz zu optimieren.“
Die häufige Verwendung von „Buzzwords“ wie „Deep Learning“ oder „Machine Learning“ führe zu einer negativen Wahrnehmung der KI bei Patientinnen und Patienten:
„Ich muss nicht wissen, was die Algorithmen genau tun. Das ist nicht meine Erwartungshaltung. Macht einfach Sachen, die zuverlässig funktionieren, ohne dass ihr das mit dem Begriff KI emotional aufladet.“

Die Darmkrebsvorsorge sei mit emotionalen Hürden und mit negativen Assoziationen verbunden: „Darunter leidet natürlich auch die KI.“ Der Fokus der Ärzt*innen müsse auf einer transparenten und verständlichen Kommunikation über Zuverlässigkeit und Grenzen der Technologie liegen.

Marek Rydzewski, Chief Digital Officer der BARMER, erläuterte, wann eine innovative Methode aus Sicht der gesetzlichen Krankenkassen interessant sei:
„Die Kompatibilität mit dem regulatorischen Rahmen, Sicherheit, wissenschaftliche Evidenz zu Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit, die Integration in den Versorgungsprozess und die Verbesserung der Versorgung gegenüber dem Status Quo sind wichtige Kriterien. In diesem Rahmen kann man Räume für Innovationen schaffen.“

Er plädierte für mehr Aufgeschlossenheit der gesetzlichen Krankenkassen gegenüber Innovationen:
„Sich auf das Sozialgesetzbuch zurückzuziehen ist bequem, und es gibt viele in der gesetzlichen Krankenkassenlandschaft, die das tun. Ich sehe den Bedarf eines veränderten Mindsets der Krankenkassen in Richtung Innovationsförderung und den Bedarf, die veränderte Erwartungshaltung von Versicherten wahrzunehmen. Innovationen sind ein Wettbewerbsthema.“

Dr. Paula Piechotta, Mitglied des Deutschen Bundestags, Bündnis 90/Die Grünen.                                                                             Als Mitglied des Haushaltsausschusses des Bundestages verwies sie auf die aktuellen Herausforderungen: „In Zeiten multipler Krisen und bei Milliardendefiziten können Sie nicht erwarten, dass wir in die KI-Offensive gehen und Technologien finanzieren, die nicht durch den Gemeinsamen Bundesausschuss gehen würden und für die es keine ausreichende Evidenz gibt. Für uns ist KI deshalb vor allem ein Thema für die Forschung.“

„Unsere Anforderungen an Innovationen in der Gesundheitsversorgung aus Sicht der Politik sind: Wir finden alles gut, was angesichts von Fachkräftemangel, zunehmender demographischer Verschiebung und medizinischem Fortschritt die Versorgung der Patientinnen und Patienten qualitativ hochwertiger und gleichzeitig effizienter macht und ggf. mit einem geringeren Ressourcen- und Personaleinsatz zu realisieren ist.“

Als Ausblick sagte sie: „Wir kommen in sehr schwierige Jahre in der gesetzlichen Krankenversicherung, und wir werden uns alle gemeinsam sehr stark überlegen müssen, wie wir unser Gesundheitssystem in dieser herausfordernden Situation für die Beschäftigten im Gesundheitswesen und für die Patient*innen erhalten und mit Hilfe von Innovationen verbessern.“

Das Gesundheitsdatennutzungsgesetz gehöre daher nicht zu den vordringlichen Projekten der Koalition noch in diesem Jahr. Eine wichtige Rolle komme der Selbstverwaltung zu:
„Wir haben einen großen Reformstau, weil in den vergangenen Jahren wichtige Entscheidungen nicht getroffen wurden. Wenn es jetzt keinen Reformschub in der Selbstverwaltung gibt, schafft sie sich selbst ab.“

 

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Michaela Rau
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit / Pressesprecherin
Telefon: +49 170 715 79 45
E-Mail: michaela.rau@medtronic.com

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