Hernien heilen nicht von selbst – im Gegenteil- die Bruchpforte wird unbehandelt mit zunehmender Zeit eher größer. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Behandlungsmöglichkeiten – der Präventiv - und der Akutversorgung.

Akutversorgung  

Als Akutversorgung wird die Behandlung von Patienten nach bzw. bei Auftreten einer Leisten- und/oder Bauchwand-Hernie bezeichnet. Die betroffene Stelle muss zeitnah operativ von einem Hernien-Spezialisten behandelt werden. Dies kann unter anderem mittels einer sogenannten IPOM-Technik (Intraperitoneales Onlay-Mesh-Technik) und der Implantation eines Herniennetzes. Das zerstörte Gewebe wird mittels dieser Weichteilunterstützung repariert. Das IPOM lässt sich dabei nach einer offenen und einer laparoskopischen prozeduralen Technik differenzieren. Der Vorteil der laparoskopischen Technik liegt in einer geringeren Rate von Wundkomplikationen, sowie einem geringeren Operationstrauma.

Präventivversorgung

Die bereits zuvor definierten biologischen und externen Faktoren, die sich negativ auf die Wundheilung nach einem abdominellen chirurgischen Eingriff auswirken können, dienen als Selektionsparameter für die Identifikation von Hochrisikopatienten.  Diese vordefinierte Patientenpopulation eignet sich für die Hernienpräventivversorgung. Der Behandlungsansatz verfolgt dabei zwei Ansätze. Zum einen kommt es nach einer Laparotomie auf die Technik des Bauchdeckenverschlusses an, um der Bildung einer Narbenhernie vorzubeugen. Zum anderen kann direkt im Anschluss an den abdominellen chirurgischen Eingriff prophylaktisch ein Herniennetz an der Wunde eingesetzt wird. Die Gefahr einer nachfolgenden Narbenhernie, die sonst bei 2 von 3 Hochrisiko-Patienten nach einer entsprechenden Prozedur auftreten würde, kann durch die richtige Prophylaxe maßgeblich reduziert werden.1 Die folgenden Faktoren definieren im Screening für die Prävention einen geeigneten Patienten:

  • Adipöse Patienten mit BMI > 27 kg/m2
  • Patienten, die sich einem abdominellen Aortengefäßersatz unterzogen haben
  • Vorbelastung durch bereits erfolgte Hernienoperation in der Anamnese
  • Familiäre Vorbelastung
  • Diabetes Mellitus
  • Gefäßerkrankungen
  • Störungen des Kollagenstoffwechsels
  • Nikotinabusus
  • Einnahme bestimmter Arzneimittel wie bspw. Kortison

Eine Präventivversorgung wird grundsätzlich ausschließlich für Risikopatienten indiziert empfohlen. Mehr dazu finden Sie hier.

Referenzen

1

Deerenberg EB. Introduction. Prevention and treatment of incisional hernia: new techniques and materials. Rotterdam, The Netherlands: Erasmus University Rotterdam; 2017.