Darmkrebs ist vermeidbar – durch Früherkennung!

Gerade weil sich der Darmkrebs in der Regel nicht durch Symptome bemerkbar macht, ist die Früherkennung sehr wichtig. „Damit lässt sich der Darmkrebs nicht nur früh erkennen und behandeln, sondern sogar vermeiden“, betont Prof. Dr. Bader. Bei einer frühen Diagnose können 90% aller Darmkrebspatienten geheilt werden.

In Deutschland haben alle gesetzlich und privat Versicherten ab dem 50. Lebensjahr Anspruch auf regelmäßige Untersuchungen zur Früherkennung von Darmkrebs. Diese umfassend angelegten Früherkennungsprogramme für große Gruppen sollen die Menschen herausfiltern, die - ohne es zu wissen - an Darmkrebs oder an einer behandlungsbedürftigen Vorstufe leiden. Diesen Filterprozess nennt man "Screening".

Die Krankenkassen bieten zwei Untersuchungsoptionen zur Früherkennung von Darmkrebs an: den Stuhltest und die Darmspiegelung.

Der Immunologische fäkale Okkultbluttest (iFOBT)

Der Test untersucht den Stuhl auf kleinste Mengen Blut, die mit dem bloßen Auge nicht erkennbar sind. Der Grund: Darmtumoren bluten häufiger als gesunde Darmschleimhaut. Blutspuren können also ein erster Hinweis auf Darmkrebsvorstufen oder einen Tumor sein.

Der Stuhltest ist zu Hause durchführbar, indem man Stuhlproben auf Teststreifen aufbringt und beim Arzt für die Laboruntersuchung einreicht. Ist der Test negativ und kein Blut vorhanden, ist die Untersuchung abgeschlossen. Ist der Test hingegen positiv, muss die Ursache der Blutung in einer Darmspiegelung abgeklärt werden.

Den Test können gesetzlich Versicherte ab 50 Jahre kostenlos in Anspruch nehmen: Männer und Frauen zwischen 50 und 54 einmal im Jahr und nach dem 55. Geburtstag alle zwei Jahre – es sei denn, sie entscheiden sich für eine Darmspiegelung.

„Der Stuhltest ist für manche Patienten als vorgezogene Einstiegsuntersuchung geeignet und bietet sich auch im Einzelfall als Überbrückung zwischen den regulären Vorsorge-Darmspiegelungen an. Man muss aber wissen, dass der Stuhltest nur 70% der Polypen und Tumore erfasst, während die Darmspiegelung eine Trefferquote von 95% hat. Die Darmspiegelung ist damit die Methode der Wahl, um Darmkrebs vorzubeugen und zu entdecken“, erklärt PD Dr. Seidl die Wirksamkeit der beiden Untersuchungsmethoden.

Die Darmspiegelung (Koloskopie)

Die Darmspiegelung ist zuverlässiger als der Stuhltest und wird in der Regel von einem niedergelassenen Gastroenterologen durchgeführt. Für die Untersuchung muss der Darm leer sein. Deshalb beginnt die Vorbereitung der Darmspiegelung schon zwei Tage vorher: „Man wird gebeten, keine schwer verdaulichen Körner oder Ballaststoffe zu essen. Das erleichtert das Abführen. Am Tag vor der Untersuchung steigt man auf flüssige Nahrung um und nimmt nur noch Suppen und Säfte zu sich“, beschreibt PD DR. Seidl den Ablauf. Am Vorabend beginnt dann das eigentliche Abführen mit einem Abführmittel: „Natürlich sind einige Toilettengänge nötig. Aber es ist nicht so schlimm, wie sich das manch einer vorstellt. Die Menge des Abführmittels hat sich im Lauf der Jahre deutlich reduziert. Berufstätige verlieren nicht einmal einen Arbeitstag und können nach der Arbeit mit dem Abführen anfangen“, erklärt PD Dr. Seidl.

Eine Untersuchung im Schlaf

Am Untersuchungstag selbst dauert die Darmspiegelung selbst gerade mal 20 Minuten. Der Patient ist nicht länger als zwei Stunden in der Praxis: „Man kommt an, zieht sich um, bekommt eine Kanüle gesetzt, damit die Schlafspritze für die Untersuchung gegeben werden kann. Es werden ein paar Messgeräte zur Überwachung angeschlossen. Während dieser ganzen Zeit ist die Intimität des Patienten geschützt, damit er sich wohl fühlen kann. Dann wird die Darmspiegelung durchgeführt, die der Patient buchstäblich verschläft. Das Narkosemittel lässt sich sehr präzise dosieren. Die Patienten, sind in der Regel 10 Minuten nach der Untersuchung wieder fit. Auch eine Untersuchung ohne Schlafspritze ist oft wenig schmerzhaft“, erklärt PD Dr. Seidl.

Bei der Koloskopie führt der Arzt ein fingerdickes und biegsames Endoskop in den Enddarm ein und schiebt ihn durch den ganzen Dickdarm. Dann zieht der Gastroenterologe den Schlauch langsam zurück, während er Zentimeter für Zentimeter die Darmwand untersucht. Zu diesem Zweck überträgt die Kamera des Endoskops die Bilder der Darmschleimhaut auf einen Bildschirm. Der Arzt kann so auffällige Stellen besser wahrnehmen. „Polypen und Krebsvorstufen können bis zu einer bestimmten Größe gleich mitentfernt werden“, erläutert PD Dr. Seidl einen weiteren Vorteil der Darmspiegelung.

Darmspiegelung ist Kassenleistung

Für Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren bietet das gesetzliche Früherkennungsprogramm eine kostenfreie Darmspiegelung an. „Für Männer empfiehlt sich ein früheres Screening, weil ihr Risiko in diesem Alter bereits etwas höher ist als das der Frauen“, erklärt PD Dr. Seidl. Bei unauffälligem Ergebnis reicht es aus, die Untersuchung alle fünf bis zehn Jahre zu wiederholen. Wurden bei der ersten Darmspiegelung Auffälligkeiten entdeckt und Polypen entfernt, wird eine Wiederholung der Untersuchung in kürzeren Abständen empfohlen – je nach Befund alle 3-5 Jahre, in Einzelfällen noch früher.